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Lederhosen im Altertum

BeitragVerfasst: 05.05.2013, 00:16
Autor: sepplbux
Es gibt zwar viele geschichtliche Überlieferungen zur Lederhose, aber sicherlich ist es die älteste Hose überhaupt.
Schon in der Urzeit, möchte mich nicht hier festlegen wann, begann man sich gegen die Unbilden des Wetters zu schützen.
Dazu dienten die Felle der erlegten Tiere, die man sich umlegte und auch urzeitlich zuschnitt. Später ersann man , wohl sicherlich in Ägypten eine frühe Form des Gerbens, um das Leder haltbarer zu machen. Eine ungegerbte Tierhaut war wenig geeignet für lange Haltbarkeit. Fäulnisse und Modergeruch waren da hinderlich sowas lange zu tragen. Sicher hat man damals lange probiert, Tierfelle haltbar zu machen, aber es ist schließlich gelungen. Erst viel später kam man darauf, textile Stoffe aus der Schafwolle oder den Gespinsten der Seidenraupe( China) zu gewinnen und damit den Fellen etwas Ebenbürtiges zu bieten. Das Leder als Bekleidung war wohl immer und überall zugegen. Selbst die Indianer in Amerika kannten dies.
Auch die Römer als hochkultiviertes Volk verzichteten nicht darauf. Wie wir wissen, trugen die Soldaten im kalten Keltenreich( heute Deutschland) bereits lederne Unterhosen. Auf die man im Süden gern verzichtete. Ob man die öfters wusch oder ersetzte ist kaum überliefert, aber die Hygienevorstellungen damals waren ja auch anders als heute. Nur die Abgeschiedenheit der römischen Soldaten und die beschwerliche Art eines Nachschubes an Bedürfnissen des täglichen Lebens , so auch der Bekleidung, ließen da an langlebige Kleidung denken, und das war eben Leder, auch damals schon. Und man kannte damals schon die schützende Funktion des Leders für den Menschen. Leder wärmte und bot ausreichend Schutz vor äußeren Einflüssen. Die damaligen Textilien konnten da nicht mithalten, allenfalls im sonnigen Süden oder bei den Obrigen in sicheren Häusern. Wobei die Lederhosen bzw die Lederbekleidung der damaligen Zeit kaum mit unserer heutigen Mode vergleichbar war. Ein römischer Legionär ware mit einer Pfadihose wohl sicher herausragend gewesen und von allen bestaunt worden. Aber soweit war man damals nicht gewesen, eine Lederhaut um den Körper gewickelt und im Schritt zusammen genäht genügte den Ansprüchen damals.
Erst später , nach der römischen Besetzung , besann man sich des Leders in der nördlichen Region und ahmte die französiche Art der Hosengestaltung nach, die den breiten Latz zur Offenlegung der Geniatialen bot. Das war im 18. jahrhundert der Fall. Und verbreitete sich besonders im Süden Germaniens. Waren es besonders erst die Fürsten und Adligen die das übernahmen, erkannten wohl auch das einfache Volk die Vorzüge und das Leder als langlebiges Material. Wobei der Latz damals sehr legär ausgeführt wurde und mehr Einblicke gewährte als heute, gewann er schnell Gefallen, zumal es fertigungsteschnisch sehr einfach war. Und auch für körperlich Bedürfnisse . Das geschah vor allem in Bayern oder Österreich als Nähe zu Frankreich . Schnell verbreitete sich der Schnitt und hielt damit mit all seinen Verfeinerungen bis heute Stand.
Erst in den Nachkriegsjahren und mit der Erfindung des Reißverschlusses begann eine Revolution des Hosenlatzes und ebnete einer Nachkriegsjugend eine Lederhosenepoche bis etwa der 60er Jahre in der BRD. Im Osten hielt dieser Trend allerdings bis zur Wende 1989 an. Wenn auch mit schwindenden Beteiligung der vorwiegend Kinder, die diese mit Begeisterung trugen. Bei Erwachsenen nahm das Ende der 60er auch zunehmend ab, im Westen wohl noch eher.

Es grüßt der

Gerd

Re: Lederhosen im Altertum

BeitragVerfasst: 06.05.2013, 19:33
Autor: Reinhard
Hallo Gerd,

eine schöne historische Zusammenfassung. Hier noch ein paar Ergänzungen von mir:

Die Kunst, Tierhäute durch Gerbung haltbar zu machen, kannten schon die alten Ägypter. Im heißen Niltal wurde Leder allerdings nicht für Bekleidungszwecke verwendet, sondern zu Gebrauchsgegenständen verarbeitet.

Hosen aus Leder gehörten durchaus auch zur Uniform römischer Legionäre - allerdings wohl nur bei den Einheiten, die in den "kalten" Provinzen Galliens und Germaniens stationiert waren.

Bei den Kelten verbreitet war die "Braca", eine lange, an den Knöcheln zusammengebundene Lederhose, die vermutlich von den Reitervölkern Osteuropas übernommen wurde.

Im Mittelalter waren lederne Reithosen wegen ihrer Robustheit in Adelskreisen gebräuchlich. Für das einfache Volk waren sie nicht erschwinglich.

Als Vorläufer des Hosenlatzes wird die "Braguette" betrachtet, eine Schamkapsel, die das männliche "Gemächt" eher betonte als verbarg. Einige Porträtgemälde Hans Holbeins von Heinrich VIII. (dem mit den vielen, teils später kopflosen Ehefrauen) zeigen diese modische Monstrosität.

Die eng geschnittene Kniebundhose wurde als höfische Mode im Frankreich des XVII. Jahrhunderts populär und verbreitete sich von dort aus über ganz Europa. Sie hieß "Culotte" und galt später, während der Französischen Revolution, als Sinnbild des verhassten Feudalismus. Deshalb nannten sich die Revolutionäre auch "Sansculotten" - also "diejenigen ohne Kniehosen".

Der Latz in seiner heutigen Form soll im 18. Jahrhundert in England "erfunden" worden sein. Er wurde ein Jahrhundert später für die Lederhosen in Österreich und Bayern übernommen, nachdem sich die hohe Geistlichkeit dort über die "schamlosen Bekleidungssitten" des bis dahin weit auseinander klaffenden Hosenschlitzes ereifert hatte.

Gruß, Reinhard

Re: Lederhosen im Altertum

BeitragVerfasst: 09.05.2013, 23:03
Autor: heinmueck
Ja , ihr beide, prima!

jetzt interessiert mich doch schon die Frage,

welche Lederart in welcher Zeit?

Wann und wo - wann hat man wo die Gerberei gelernt - besonders: Hirsch und Tran - und dann Farben, das war war ja wohl nicht so der Gesundheit dienlich.

Haufenweise Fragen, deren Beantwortung schön wäre - ich bleibe auch ohne fröhlich.

Gruß
Heino

Re: Lederhosen im Altertum

BeitragVerfasst: 10.05.2013, 22:30
Autor: Reinhard
Hallo Heino,

also wer wann und wo erstmals die Technik entwickelt hat, Tierhäute durch Gerbung haltbar zu machen, liegt wohl im Dunkel der Vorgeschichte begraben. Die Ägypter konnten es schon, und in den alten Hochkulturen Mesopotamiens (Sumer, Babylon und Assyrien) war die Herstellung von Leder ebenfalls bekannt.

Aus der Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit mag Paris als Beispiel dienen. Dort gab es an dem Flüsschen Bièvre zahlreiche Gerbereien, die das Gewässer alsbald extrem verschmutzten und vergifteten. Deshalb wurde die Bièvre im 19. Jahrhundert "gedeckelt", d.h. sie fließt heute unterirdisch als Teil des Pariser Abwassersystems und mündet in der Nähe von Notre Dame in die Seine.

Interessant erscheint mir aber auch ein anderer Aspekt, der mit der Entwicklung der Volkstrachten in Bayern und Österreich zu tun hat. Napoléon I. hatte - mit seinem Versuch einer politischen Neuordnung Europas - in Bayern das Königtum der Wittelsbacher installiert. Nachdem Bismarck mit seiner Reichsgründung 1871 auf die "kleindeutsche" Regelung gesetzt hatte - also auf den Ausschluss Österreich-Ungarns und Bayerns - gab es dort starke Bestrebungen, eine Volksidentität zu schaffen, die sich von der preußischen abhob.

Vor diesem Hintergrund ist es zu verstehen, dass die Regierungen sowohl in Wien als auch in München die Förderung der Trachtenbewegung auf ihre Fahnen schrieben. Der Volksschullehrer Josef Vogl, der 1883 in Bayrischzell den ersten bayerischen Trachtenverein gründete, um (schon damals!) das Verschwinden der traditionellen Lederhose zu verhindern, spielte damit den Regierenden seines Landes in die Hände. Schon bald danach zeigten sich sowohl die Wittelsbacher (Prinzregent Luitpold) als auch die Habsburger in Wien (Kaiser Franz-Joseph - der mit "Sissi") gern in der volkstümlichen alpinen Ledertracht - ein politisches Statement, das sich klar gegen das von Preußen dominierte deutsche Kaiserreich richtete.

Gruß, Reinhard

Re: Lederhosen im Altertum

BeitragVerfasst: 19.05.2013, 00:05
Autor: sepplbux
Hallo Heino

Wie man Leder in der frühesten Zeit gerbte mag wohl immer noch ziemlich unklar sein. Auf alle Fälle hat man wohl auf natürliche Hilfsstoffe zurück gegriffen, wie Eichenrinde oder ähnliches. Chemiekalien der heutigen Zeit wie Chrom kannte man ja nicht. Dagegen schon den Tran von Walen oder anderen fetten Fischen. Unzählige Versuche mögen da zum Erfolg geführt haben, eine Tierhaut dauerhaft zu einem geeigneten Material zu formen.
Ich denke mal. als Bekleidung wird man sich anfangs nur die Felle umgehangen haben, wenn auch nur kurzzeitig. Denn da fingen die an zu stinken und zu verwesen. Und der Forschergeist des " Homo Sapiens" führte dann irgendwann zur Haltbarmachung des Tierfells. Auch dazu, das Archäologen noch heute Überreste von Leder finden. Wobei die Gerbmethoden damals doch noch weitgehend unerforscht sind. Zumindest für uns.
Auch eine naturnahe Gerbung, damals wohl naheliegend, brachte doch immense Beeinträchtigungen besonders des Geruchs mit sich und ist bis heute noch so. Ein Besuch einer Gerberei ist immer noch sehr belästigungswert. Und gibt dem angenehmen Geruch eines frischen Leder kaum wieder.
Als Kind in einer Lederstadt aufgewachsen, konnte ich den Gestank , der sich in der Stadt verbreitet kaum ausstehen und haßte deshalb Leder in fast allen Formen. Naja , Schuhe mußten aus Leder sein, woraus damals sonst?? Segeltuchschuhe gab es zwar auch, aber die waren ziemlich unpraktisch und wenig haltbar. Aber ne Lederhose, die zudem noch nach Gerberei stank??? Naja , als Kind hat man so seine Vorstellungen. Genauso, wie manche Fleisch ablehnen. Die Zeiten ändern sich eben. Damals hat der Hunger das geliebte Kaninchen vergessen lassen, wenn es als Sonntagsbraten auf den Tisch kam. Opa hatte ein neues besorgt und das kindliche Gemüt war beruhigt. >Und der Magen auch.

Mit Gruß

Gerd