Ich versuche einmal eure Fragen zu beantworten.
Die Postillions-Lederhosen die zur Sammlung der Museums-Stiftung für Post und Telekommunikation (MSPT) in Berlin gehören, sind keine Orignale aus dem 19. Jahrhundert. Diese Stücke sind wohl in den 1950er Jahren angefertigt worden, orientieren sich aber am alten Zuschnitt.
Postillions-Lederhosen wurden aus recht dicken, möglichst weißen Hirschleder gefertigt, zumindest steht das so in der Bekleidungsvorschrift.
Der breite Latz ist sehr praxistauglich wenn man zum Beispiel auf dem Pferd reitet, was früher oft der Fall war.
Die größeren Postkutschen mit einem Vierspänner wurden oft vom Sattel aus gefahren (linkes Pferd an der Deichsel, das Sattelpferd). Der breite Latz schützt den Unterleib des Reiters sehr gut gegen die oft unangenehme Witterung. Das kann ich bestättigen, wenn ich mit meiner alten Trachten-Kniebundhose aus dickem Hirschleder ausreite.
Reithosen für herrschaftliche Reiter hatten auch diesen Schnitt, wie ich in einer Ausstellung in einem Berliner Museum sehen konnte.
Die Verzierung auf dem Latz, die an die heutige Form des Knöpflatz erinnert, hat es wohl oft bei diesen Lederhosen gegeben.
Hier einige Bildbeispiele von Postbediensteten, die in den 1890er Jahren für das damals neu gegründete Postmuseum in Berlin gezeichnet wurden.
Preußen um 1830

Mecklenburg-Schwerin, übrigens sieht man hier Kniebundhosen

Hessen-Cassel 1830

Hannover 1830

Württemberg 1850

Bayern 1850

Rechts im Bild bin ich zu sehen in der Galamontur der Kaiserlichen Post um 1890.
Leider noch mit weißer Stoffhose wie sie im Sommer getragen wurde.

Hier mit Postillionshut (links) oder der Dienstmütze der Postunterbeamten (rechts)

Und so ist der Blick vom Kutschbock auf das Pferdegespann.
