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Tragen und Pflege

BeitragVerfasst: 04.05.2013, 23:16
Autor: sepplbux
Hallo

Im allgemeinen gilt ja eine Lederhose als ein pflegeleichtes Bekleidungsstück und braucht eigentlich kaum eine besondere Behandlung. Verschmutzungen mehr oder weniger leichter Art sind normal und dokumentieren ja deren Gebrauch. Erst eine vielgenutzte und damit auch glattgewetzte Lederne zeigt das häufige Tragen. Viele Flecken verschwinden nach einiger Zeit von allein wieder, wie Fettflecken vom Butterbrot oder ähnlichen. Da sollte man keine unbedachte Versuche starten, um sie zu beseitigen. Es wird nur schlimmer. Bei Rauhleder dauert es meist nur ein Tage, bis das Fett ins Leder eingezogen ist und damit unsichtbar wird. Glattleder nimmt fast nichts übel, außer Scheuerstellen besonders am Po beim Sitzen in der freien Natur auf Steine oder rauhem Holz, ist aber auch Zeichen für intensivem Tragen außerhalb der Wohnung und auf Polstermöbeln. Kaschieren läßt sich das leicht mit etwas Lederfett bzw Lederöl. Muß man aber nicht. Unter Kennern läßt das auf intensive Nutzung deuten , der Träger einer solchen erlebt eben auch Natur pur.
Selbstverständlich sollte man eine festliche Lederhose, im süddeutschen Raum meist eine Kniebundene, schon sorgsam benutzen, schließlich werden darin auch große Festlichkeiten wie Hochzeit oder andere Feiern , auch sogar Trauerfeiern , zelebriert. Für Biergärten oder bierselige Feste benutzt man da sehr oft eine zweite Garnitur, die schon gebrauchter aussieht oder im Sommer eine Kurze. Die darf dann schon abgenutzer aussehen und ein Bierfleck oder Fettfinger daran abgewischt gehört eigentlich dazu. Schließlich will man seine Lederhose gebrauchen und nicht ausstellen. Das machen die Lederhosenmacher mit ihren neu gefertigten und erwarten dann aber von den Nutzern deutliche Gebrauchsspuren. Schließlich haben sie sich viel Mühe bei der Herstellung gegeben. Und eine alte, speckige Lederhose nach vielen Jahren der Nutzung erfreut sie deshalb besonders, hat sie doch eine lange Haltbarkeit und Nutzung bewiesen. Was kann es für einen Lederhosenmacher Schöneres geben, als das sein Werk nach 30 oder mehr Jahren noch existiert und weitergegeben werden kann? Keine Jeans wird das erleben !!!!!!

Mit Gruß

Gerd

Re: Tragen und Pflege

BeitragVerfasst: 29.11.2015, 15:15
Autor: boxerl
Hallo,

heute habe ich mal wieder ein älteres Modell aus schwarzem Glattleder aus dem Schrank im Dachspeicher gezogen. Ein bisserl sterrig war sie von der ungeheizten Feuchtigkeit und den hohen Sommertemperaturen schon. Ich habe zur Pflege der Glattledernen Melkfett verwendet. Das hat die Hose wieder schön weich gemacht. Gibt es etwas Besseres für Glattlederhosen oder etwas Geeigneteres? Welche Erfahrungen habt Ihr?

Ich bin für gute Vorschläge gerne offen und freue mich auf eure Erfahrungen.

Die Hose ist etwas besonders, kommt aus Wien und ist aus schwarzem Glattleder, der Hosenstall ist geknöpft, das Leder nicht lackmässig glatt eher offen porig matt. Ist das richtiges Glattleder? Es unterscheidet sich doch etwas von meinen anderen Glattlederhosen Nubuk ist es aber meines Erachtens auf keinen Fall.

Herzliche Grüsse Wolfgang.

Re: Tragen und Pflege

BeitragVerfasst: 29.11.2015, 17:57
Autor: stefan
Hallo Wolfgang,

boxerl hat geschrieben:Ich habe zur Pflege der Glattledernen Melkfett verwendet. (...) Gibt es etwas Besseres für Glattlederhosen oder etwas Geeigneteres?

Zunächst mal: Ich vermute, dass du mit "Glattleder" ein Nappaleder meinst. Nappaleder sind chromgegerbte Leder mit einer besonderen Zurichtung der Narbenseite (Narbenseite durch Walzen geglättet). Sie sind durchgefärbt und je nach Einsatzzweck zusätzlich schwach bis stark pigmentiert.

"Sperriges" Leder ist fast immer übertrocknet. Abwischen mit destilliertem Wassen (Vermeiden von Kalkflecken) ist hilfreich. Richtig sind ca. 10% bis 14% Feuchte!

Gefettet werden muss nur, wenn das Leder entfettet wurde (z.B. durch Regen oder beim Waschen). Wichtig: Chromgegerbte Leder dürfen nur maßvoll gefettet werden. Bei Überfettung verliert das Leder seine Festigkeit!

Geeignete Lederfette bestehen in der Regel aus einer Mischung tierischer (Talg, Tran, Bienenwachs) und mineralischer Fette (Paraffine). Melkfett besteht im Wesentlichen aus Vaseline, also Paraffinen. Es ist also bedingt geeignet.

boxerl hat geschrieben:(...) das Leder nicht lackmässig glatt, eher offen porig matt. Ist das richtiges Glattleder?

Das dürfte nach der Beschreibung ein nicht oder nur ganz schwach pigmentiertes Nappaleder sein. Durch die Pigmentierung wird die Narbenseite teilweise verdeckt. Un- oder schwach pigmentiertes Nappaleder muss also aus Häuten guter Qualität gemacht werden. Solche Leder sind m.W. selten geworden.

Scheint ein interessantes Stück zu sein. Magst du mal Fotos machen?

Viele Grüße

Stefan

Literatur:
1) Leder immer fetten, http://www.lederpedia.de/doku.php?id=le ... 1330858773
2) Fetten Fettung Ölen und Weichmachen, http://www.lederpedia.de/doku.php?id=se ... 1330858828