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Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 17.07.2013, 16:35
Autor: boxerl
Hallo zusammen,

ich hab kürzlich ne alte kurze Lederhose erworben. Die Lederhose gefällt mir richtig gut. Stammt vermutlich aus den 50ern, ist in gutem Zustand und aus Rauhleder.

Die Hose ist zwar nicht Brettl hart, aber doch etwas steif und nicht so angenehm zu tragen. Ich hätte sie gern etwas weicher. Nun weiss ich zwar, dass Tragen, Tragen, Tragen hilft. Hätte aber doch gern eine Beschleunigung des Prozesses, damit ich keine Schwielen an den Allerwertesten bekomme. Nachdem wir hier ja richtig kompetente Mitglieder haben, hätte ich gern von Euch Tipps, wie ich die Hose wieder weich bekomme. Ich habe in Internet Produkte wie z.B. Lederöl und Ledersoftener angeschaut. Es wird jedoch immer nur die Verwendung bei Glattleder empfohlen.

Ich möchte aber nicht, dass die Hose fleckig oder verschmiert wird.

Kann man die Mittel von innen anwenden oder gibt es für Rauhleder spezielle Mittel, die die Patina der Hose oder die Farbe bzw. den Zustand des Leders nicht negativ beeinflussen?

Noch ein Hinweis. Die Hose ist zwar schöne Säcklerarbeit, aber kein Hirschleder. Denke es ist normales Spaltleder aber noch keine Chromgerbung. Eben ein ,altes schönes Stück mit originalem Träger.

Nachdem wir hier ein richtig kompetentes Publikum mit viel Erfahrung haben. Hoffe ich auf Eure Tipps.

Nach erfolgreicher Behandlung (der Hose) würde ich auch ein Bild von Lederhosenträger (ich) mit Hose

in die Galerie einstellen.

Versprochen.

Grüsse Wolfgang.

Re: Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 17.07.2013, 17:55
Autor: stefan
Hallo Wolfgang,

Was Lederpflege angeht, kursiert viel Falsches, das immer wieder von anderen abgeschrieben wird. Ich verlasse mich nur noch auf Aussagen von Gerbern und entsprechende Fachliteratur.

Das Hauptproblem deiner neuen Hose dürfte sein, dass das Leder zu trocken ist. (Als empfehlenswerten Feuchtegehalt für gegerbte Leder habe ich Werte um ca. 10% gefunden.)

Ich würde die Hose mal mit Wasser nebelfein einsprühen. Wenn du willst, kannst du dem Wasser etwas Lederöl beisetzen (gut schütteln, bis es milchig wird). Flecken aufgrund ungleichmäßiger Benetzung vergehen innerhalb weniger Tage. Dann vorsichtig versuchen, das Leder mal über die Faust zu ziehen. Wenn das geht, kann man sie (vorsichtig!) etwas walken.

Beim Tragen passiert übrigens das gleiche: Feuchtigkeitszufuhr und Bewegung.

Lass doch mal hören, ob du damit weiter gekommen bist.

Viele Grüße

Stefan

Re: Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 17.07.2013, 17:57
Autor: stefan
Nachtrag dazu: Bei allen geschliffenen Ledern kann es beim (nie ganz zu vermeidenden ) ungleichmäßigen Auftrag von Pflegemitteln zu Farbunterschieden (Flecken) kommen. Die gleichen sich aber aus. (Ausnahme: Wachse und andere eher feste Stoffe, die aber bei geschliffenen Ledern eh nicht zu empfehlen sind.)

Viele Grüße

Stefan

Re: Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 31.07.2013, 06:58
Autor: sepplbux
Hallo Wolfgang

Der Vorschlag von Stefan ist schon mal gut und dürfte sicher helfen, wenn das Leder nicht ganz so hart ist bzw nur stellenweise. Anderenfalls würde ich dir empfehlen diese Hose mit Schmierseife waschen bei max 30 Grad. Kann sogar in der Waschmaschine erfolgen aber besser doch in der Badewanne. Mehrmals mit klaren Wasser spülen und beim letzten Spülen wieder Schmierseife zusetzen, kann davon ruhig etwas mehr sein. Anschließend an der Luft auf einem Tuch trocknen und oft wenden, d.h. mal innen und außen trocknen lassen. Das kann bis zu 4 Tagen dauern. Dabei immer wieder kräftig walken.
Die Schmierseife wirkt fettend und wirkt gerade bei Rauhleder etwas schmutzabweisend. Was bei den Lederölen bzw Fetten eigentlich nicht der Fall ist, ausgenommen Waschlotions von manchen Gerbereien vertrieben.
Damit hab ich die besten Erfahrungen gemacht und wenn dann die Lederne mit einer geringen Restfeuchte gleich angezogen wird und einen Tag getragen wird, paßt sie sich besser an und trocknet durch die Körperwärme noch besser aus und erhält so ihre natürliche Feuchte, die für weiches Leder notwendig ist.
Aber Stefans Tipp würde ich als erstes probieren, statt Lederöl kannst du eine Schmierseifenmischung ( nicht geizen) nehmen und einsprühen. Das ist weniger zeitaufwendig und falls nicht der gewünschte Erfolg eintritt, bleibt die andere Variante immer noch.
Übrigens , das in Schuhgeschäften erhältliche Lederspray für Rauhleder hilft bei kleinen harten Stellen und imprägniert gleichzeitig gegen Schmutz.

Viel Spaß dabei :D

Gerd

Re: Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 02.08.2013, 14:10
Autor: boxerl
Hallo zusammen,

vielen herzlichen Dank für eure Vorschläge. Waschen werde ich die Hose nicht. Zum Einen ist mir das Risiko zu hoch, dass ich trotz eurer Vorschläge etwas falsch mache, zum Anderen will ich auf keinen Fall die schöne Patina und Gebrauchsspuren raus waschen.

Ich habe heute den Vorschlag von Stefan angewendet und die Hose mit destilliertem Wasser versetzt mit etwas Lederöl eingesprüht. Von innen und von aussen.

Vom Gefühl her fühlt sich die Hose jetzt gut an. Ich werde die Hose jetzt trocken tragen und euch vom Ergebnis berichten.


:H :H Viele Grüsse Wolfgang :H :H

Re: Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 02.08.2013, 14:34
Autor: stefan
Hallo Wolfgang,

das hört sich ja gut an. Dann viel Freude mit der Neuerwerbung.

Das Befeuchten brauchte ich jetzt auch bei einer frisch gewaschenen (sehr alten) Hirschledernen. Bei dem warmen Wetter trockneten die großen einlagigen Flächen einfach zu schnell, währen die mehrlagigen Stellen an Bund, Taschen und Leisteln noch feucht waren. Vorsichtiges Befeuchten mit dem Sprühfläschchen (Aqua dest. und Lederöl) hat aber auch da geholfen.

Beste Grüße

Stefan

Re: Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 04.08.2013, 08:18
Autor: boxerl
Hallo Stefan,

wie bereits angekündigt habe ich die Hose trockengetragen. Die Hose ist schon etwas weicher geworden.

Danach habe ich die Hose noch ein paar mal über eine runde Tischkante gezogen. Die Hose ist jetzt wieder gut tragbar, aber noch nicht butterweich. Das kann man ja auch nicht erwarten. Ist ja auch kein Hirschleder.

Morgen werd ich ein Wanderung machen und die Hose einweihen. Ich werde mal das versprochene Bild für die Galerie machen.

Ich hoffe euch gefällt die Hose so wie mir. Beiger Farbton und klassischer hoher Schnitt. Dadurch sitzen die Träger sehr gut und rutschen nicht von der Schulter. Die Hose ist mit Grösse 165 ausgezeichnet (Ich Grösse 164). Dadurch kann man feststellen, wie die Hosen damals getragen wurden. Durchaus bequem, auch heute noch. Länge knapp überm Knie, beim Sitzen spannt nichts, da bequemer und im Rücken hoher Schnitt.

Ich mag darum eher die alte Lederhosen, sammle und trage sie auch.

Gruss Wolfgang

Re: Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 04.08.2013, 10:18
Autor: stefan
Hallo Wolfgang!
boxerl hat geschrieben:Beiger Farbton und klassischer hoher Schnitt. Dadurch sitzen die Träger sehr gut und rutschen nicht von der Schulter. Die Hose ist mit Grösse 165 ausgezeichnet (Ich Grösse 164). Dadurch kann man feststellen, wie die Hosen damals getragen wurden. Durchaus bequem, auch heute noch. Länge knapp überm Knie, beim Sitzen spannt nichts, da bequemer und im Rücken hoher Schnitt.

Da man (von Natur aus graues) Chromspaltleder nicht heller färben kann, dürfte der beige-gelbe Farbton auf eine sämische Gerbung hindeuten. Sämisch gegerbtes Rind ist von den Trageeigenschaften gar nicht so schlecht, ich würde es synthetisch gegerbter Ziege vorziehen.

Und der Schnitt der alten Hosen ist (in der Regel) wirklich sehr angenehm zu tragen. Meine aktuelle Lieblingshose ist eine uralte, schon x-mal reparierte Hose in der Miesbacher Art*. Ebenfalls ein hoher Bund, mäßige Hosenbeinweite, sehr "bewegungsfreundlich".

boxerl hat geschrieben:Ich mag darum eher die alte Lederhosen, sammle und trage sie auch.

Volle Zustimmung. Die alten Säckler wussten eben noch genau, worauf es ankommt.

Viele Grüße

Stefan

* Auf dem Bild die rechts liegende
2655

Re: Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 05.08.2013, 08:44
Autor: haraldmk
Hallo!

Ich habe auch mal wieder eine alte Lederhose (warscheinlich Rindspaltleder) reaktiviert. Sie ist eigentlich nichts Besonderes, ist aber ein Original aus den 60gern oder älter. Eigentlich hatte ich dieses Stück schon abgeschrieben bzw. fast vergessen. Gut 25 Jahre habe ich sie nicht nicht mehr getragen. Mir war sie schlicht zu eng. Nun aber passt sie wieder.
Durch die lange Lagerung (jetzt 17 Jahre auf unserem Dachboden) war sie trocken und hart geworden. Ich habe sie innen und außen mit Lederfett eingepinselt und gut drei Wochen einwirken lassen. Nun alles auspoliiert, ein paar Nähte ausgebessert und sie nun langsam wieder eingetragen. Heute sogar zum Fahrradfahren auf den Weg zur Arbeit. Die Beinumschläge trage ich wieder hochgeklappt. Zum Radfahren nutze ich keine Träger. Diese Lederhose passt auch so perfekt. So langsam wird sie wieder.
Echt interessant solch einen Oldie zu tragen.

Viele Grüße,

Harald

Bild

Bild

Bild

Re: Alte Lederhosen

BeitragVerfasst: 05.08.2013, 15:35
Autor: boxerl
Hallo Harald,

super schöne Bilder! Ich beneide Dich um dein fotographisches Talent.

Ich freue mich jedes Mal, wenn einer eine alte Lederhose vom Speicher holt und zu neuem Leder erweckt. Bei dir bin ich mir gewiss, dass die Hose wieder richtig getragen wird und nicht in einem stillem Kämmerlein endet.

Sei mir nicht böse. Für mich schaut die die Hose arg eng aus. Aber jeder hat da so seine persönlichen Vorlieben und der Zeitgeist ist ja eher bei "Slim fit". Ich mags in der Regel eher Old Style etwas weiter. Zwecks der Bequemlichkeit und insbesondere bei der gegenwärtigen Hitze auch wegen der Temperatur in der Lederhose.

Aber die Geschmäcker haben sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Von eng auf weit, von lang auf kurz. In der Regel spiegelt sie eben den Zeitgeist wieder.

Ich wollte zwar heute auf die Mittagsspitze in Immenstadt um eine Wanderung zu machen und einige Fotos für die Galerie zu schiessen, damit Ihr mal die neue, alte Lederne sehen könnt, aber letztlich hat mich die Temperatur von über 30 C geschreckt und in den Badesee gejagt.

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Habs ja versprochen.

Grüsse aus dem Allgäu

Wolfgang