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Rindleder

BeitragVerfasst: 18.08.2014, 22:25
Autor: stefan
Rindleder ist das aus der Haut des europäischen Hausrinds hergestellte Leder.
Je nach dem Alter des Tieres, der Art der Gerbung und der Zurichtung sind die Eigenschaften sehr unterschiedlich.

  • Handwerklich wird es vorwiegend pflanzlich gegerbt, also mit Eichenrinde. Das Resultat ist ein hell rotgelbes Leder, das mit der Zeit gelbbraun bis braun nachdunkelt.
  • Industriell wird vorwiegend die Chromgerbung eingesetzt, zum Teil in Kombination mit einer synthetischen Gerbung. Das Endprodukt ist graublau.
  • In geringen Mengen wird auch die Sämischgerbung mit Tran eingesetzt. Sämisch gegerbtes Rindleder ist hellgelb.
Rindleder ist ziemlich stark (5 bis 10 mm), so dass es oft gespalten wird. Die äußere Schicht heißt dann "Narbenspalt", die innere "Fleischspalt". Wenn zweimal gespalten wird, heißt die mittlere Schicht "Kernspalt".

Der Narbenspalt ist der hochwertigste Anteil. Er darf als "Rindleder" bezeichnet werden. Fleisch- und Kernspalt sind etwas weniger fest und müssen daher als "Spaltleder" (split leather) bzw. "Rindspalt" bezeichnet werden.

Die Außenseite des Leders bzw des Narbenspalts zeig das Muster der Hautporen. Sie wird teilweise geschliffen (Nubuk) oder durch Walzen geglättet (z.B. beim vom Sattler verwendeten Blankleder), aber auch mit füllenden Substanzen oberflächenbeschichtet (z.B. für Möbelleder).

Spaltleder zeigt auf beiden Seiten die Faserstruktur der Haut. Bei Rindleder ist diese Struktur vergleichsweise langfaserig. Durch Schleifen kann die zukünftige Außenseite geglättet werden. Es gibt aber auch Techniken, eine künstliche Narbenstruktur einzuprägen, oft in Verbindung mit einer Oberflächenbeschichtung (geprägtes Leder).

Für Lederhosen wurden bzw. werden vor allem diese Qualitäten verwendet:

  • Chromgegerbtes Rindspaltleder ist das Material für die kurze Lederhose der 1950er und 1960er. Ungefärbt gibt es den bekannten grauen Farbton und das etwas "sperrige" Griff- und Tragegefühl der "Kurzen".
  • Chrom- und synthetisch gegerbtes und nappiertes Rindleder wird z.B. für Schutzkleidung (Motorradkombis) verwendet. Es war auch das Material der "Sportlederhosen".
  • Sämisch gegerbtes Rind stellte bereits die "gehobene Klasse" dar. Es wurde sowohl von den industriellen Lederhosenherstellern (z.B. Haelson) verwendet, aber auch als gegenüber Hirsch oder Elch preisgünstigere Alternative von Säcklern handwerklich verarbeitet.